GMGV kritisiert geplante Fällung von 130 Schlossparkbäumen

Mit Flyern und Videos wirbt die Verwaltung der Stadt Moers um Verständnis für die im Januar und Februar 2025 geplanten Fällungen von 130 Bäumen im Schlosspark. Der Schlosspark solle durch die Fällungen und die bis Anfang 2027 geplanten Neupflanzungen von 100 Bäumen „fit für die Zukunft“ gemacht werden, wie es im Flyer der Stadt Moers mit dem Titel „Schlosspark im Wandel“ heißt.

Vorstand und Arbeitskreis Schlosspark unter der Leitung von Marlene Fechner,  des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins e.V.  beschleichen indes zwischenzeitlich massive Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme, mit der „in einem Rutsch“ - wie es im Flyer heißt -, mehr als 20 % des 600 Bäume umfassenden Baumbestandes im Schlosspark der Kettensäge zum Opfer fallen sollen. Genährt werden die Bedenken gegen die geplanten Massnahmen an dem alten Baumbestand des Schlossparks auch dadurch, dass bereits im Rahmen der Versiegelung des Schlossplatzes mit Betonpflaster und Gussasphalt vor einigen Jahren 11 gesunde, alte Bäume gefällt wurden, ohne dass bis heute für diesen Platz ein belastbares Nutzungskonzept erstellt, geschweige denn umgesetzt worden ist, so Peter Boschheidgen, Vorsitzender des GMGV.

„Üblicherweise werden pro Jahr ca. 20 Bäume aus dem Schlosspark entfernt, weil von diesen Gefährdungen durch Vitalitätsausfälle, Astbruch etc. für die Schlossparkbesucher ausgehen könnten. Das ist natürlich völlig in Ordnung, weil gesundheitliche Gefährdungen durch kranke oder abgängige Bäume so weit eben möglich auszuschließen sind. Wenn aber wie hier mehr als das sechsfache der üblichen Jahresentnahme an Bäumen auf einen Schlag binnen zwei Monaten gefällt werden soll, so lässt das aufhorchen. Entweder ist die Verwaltung in der Vergangenheit ihrer Verkehrssicherungspflicht nicht nachgekommen, so dass ein Rückstand aufgelaufen ist oder es wird quasi auf Vorrat gefällt, weil nämlich zur Verfügung stehende Mittel aus dem Städtebauförderungstopf zu verbrauchen sind. Mit nachhaltiger Pflege alten Baumbestandes, die in Zeiten des Klimawandels geboten ist, hätte dies jedenfalls nichts zu tun“, so Boschheidgen.

Tatsächlich hat die Stadtverwaltung bei einer Begehung mit Mitgliedern des GMGV-Arbeitskreises Schlosspark im Oktober folgende Zahlen in den Raum gestellt: 56% der 130 Bäume sollen auf Grund „mangelnder Vitalität“, 40% aufgrund „fehlender Standorteignung“ und 4% aus „denkmalschützerischen Zielsetzungen“ gefällt werden.

Dazu Boschheidgen: „Die Stadt weigert sich trotz wiederholter mündlicher, schriftlicher und via Facebook erfolgter Aufforderungen des GMGV transparent darzulegen, welcher Baum aus welchem Grund gefällt werden soll. Es wäre nichts einfacher als Vertrauen in die Massnahmen dadurch herzustellen, dass alle drei Fällgründe an dem jeweils zur Fällung bestimmten Baum durch unterschiedliche Farbpunkte gekennzeichnet werden.Diese Kennzeichnung der zur Fällung bestimmten Bäume wird ohnehin unmittelbar vor der Fällung erforderlich. Warum dann nicht jetzt schon im Interesse der Transparenz gegenüber der Bürgerschaft?“ Die von der Stadt angegebenen Fällgründe der „fehlenden Standorteignung“ und „denkmalschützerischen Zielsetzungen“ sind allerdings fragwürdig. Wenn ein gesunder Baum im Schlosspark alt geworden ist, hat er damit seine Standorteignung unter Beweis gestellt, so Boschheidgen. Der stellvertretende GMGV-Vorsitzende Dr. Wilfried Scholten wartet überdies gespannt darauf, mit welcher historischen Begründung zur Wiederherstellung welcher Sichtachse ein gesunder Baum gefällt werden sollte, zumal ihm als Experten ein derartiger, zur Begründung geeigneter Plan nicht bekannt ist.

Im Flyer der Stadt Moers wird für die Massnahme mit dem Schlusssatz geworben „Unser Schlosspark wird dann zur Internationalen Gartenausstellung (IGA)2027 auch Gästen aus dem In- und Ausland präsentiert“. Fakt ist indes, dass die Stadt Moers mit der IGA 2027 gar nichts unmittelbar zu tun hat. Die Fördermittel der IGA sind an andere Kommunen in NRW vergeben worden, so dass auch aus dieser Richtung kein Grund besteht, die 130 Bäume in einer Hauruck-Aktion im Januar und Februar 2025 zu fällen.

Dass im Rahmen der geplanten Massnahmen 100 Bäume neu gepflanzt werden sollen, sieht der GMGV nur als schwachen Trost an, weil es Jahrzehnte dauern kann, bis eine Neuanpflanzung denselben ökologischen Beitrag bringt wie ein gestandener und ausgewachsener gesunder Baum.

Flyer der Stadt Moers

 

 

 

 

 

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